Kein Raum für Missbrauch – Schule gegen sexuelle Gewalt

Wie gehen wir an, was alle angeht?

Kaum ein Thema hat im vergangenen Jahr die Gesellschaft mehr beschäftigt und erschüttert als die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt.
Doch neben Gewalttaten, die in den Medien Beachtung finden, gibt es unzählige Situationen versteckter und verschwiegener Übergriffe und Grenzüberschreitungen, die häufig auch schon Missbrauch darstellen. Anzügliche Bemerkungen, die doch angeblich nicht ernst gemeint sind oder eine unauffällig platzierte Hand an privaten Stellen des Körpers fordern unsere Kinder heraus, dieses Verhalten einzuschätzen und richtig zu reagieren. Auch Übergriffe über soziale Medien können tief verstören und erfordern Maßnahmen, um Heranwachsende zu schützen.

Statt beschämt und regungslos zu bleiben, brauchen Kinder und Jugendliche die Sicherheit, dass sie über solche Erfahrungen mit Erwachsenen sprechen dürfen und sie benötigen Unterstützung, um einzuüben, welche Möglichkeiten sie haben, sich zu wehren oder Hilfe zu holen.

Aus diesem Grund hat die Staatliche Realschule Feucht sich entschlossen, an einem Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt zu arbeiten, um umfassend zu gewährleisten, dass unsere Schule einen Raum bietet, in dem Jungen und Mädchen sich sicher fühlen und neben einem respektvollen Umgang auch lernen, über problematische Situationen zu sprechen, auf sich aufmerksam zu machen und Grenzen zu setzen.

In diesem Zusammenhang arbeitet ein Präventionsteam engagierter Lehrerinnen und Lehrer derzeit an unterschiedlichen Maßnahmen.

Sie beinhalten:

  • eine Reflexion über das Leitbild und die Leitbegriffe unserer Schule
  • Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer
  • einen Handlungsleitfaden im Verdachtsfall
  • schulische Anlaufstellen für Gespräch und Krisenintervention

Weitere Maßnahmen des Präventionsteams sind beispielsweise die Verhaltensleitlinien, die zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 an alle schulischen Mitarbeiter ausgehändigt und verbindlich unterschrieben wurden.

 

Projekte in der 6. Jahrgangsstufe

Des Weiteren wird im laufenden Schuljahr erstmals in allen sechsten Klassen eine Doppelstunde über die Erfahrungen der Kinder in der Schule und in deren Umfeld gestaltet.

Die Inhalte sind:

  • angenehme und unangenehme Nähe
  • Gefühle geben Orientierung: Ja- und Nein- Gefühle
  • „Komische“ Situationen einschätzen und bewerten
  • NEIN- Sagen
  • Hilfe in Anspruch nehmen

Die Kinder können Fragen stellen und von Erlebnissen erzählen, die sie verunsichern. Hierbei entstehen wichtige Gesprächsgrundlagen.
Zudem nehmen alle sechsten Klassen an einem Training zur Selbstbehauptung (GRENZwertig) teil, welches von außerschulischen Experten durchgeführt wird. Hier erfahren die Kinder durch körperliches Training, wie man selbstbewusst auftritt und seine Grenzen deutlich macht.

Die Schule hat sich mit diesen Schritten auf einen Weg gemacht, den wir auch in den kommenden Schuljahren weiter beschreiten wollen. Dies erfolgt durch die Entwicklung zusätzlicher konkreter Präventionsmaßnahmen und einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Unser Ziel ist ein Schutzkonzept, das in das Bewusstsein der gesamten Schulfamilie Einzug findet und ein lebendiger Bestandteil des Erziehungsauftrags unserer Schule ist - ein sicherer Ort zum Leben, Lernen und Heranwachsen.

H. Siegling und C. Knauth